Man muss es dem ZDF hoch anrechnen, dass es sich dieses Projekt getraut hat, denn “Jugend” ist in der modernen Streamingzeit quasi die Anti-Serie: eine klassische Sitcom, die den Studiolook nicht versteckt, sondern umarmt, und die fast ganz ohne horizontalen Erzählbogen auskommt. Wo alle anderen nach der spitzesten Prämisse und der reichsten Bilderwelt suchen, geht “Jugend” bewusst in die andere Richtung und hat fast gar keine Prämisse. Außer: vier Leute, die ihren Kram nicht auf die Reihe kriegen. Und dann passiert das Leben.
Was nach Beschränkung klingt, ist in Wahrheit eine Befreiung, denn die klassische Sitcom-Struktur ist nach wie vor das flexibelste Erzählvehikel überhaupt. Wie mit dem Hubschrauber kann man jede Folge aufs Neue in genau der sozialen Situation landen, die man erzählen will. Interessante Konflikte, neue Figuren, ein bestimmter Beziehungsstatus – eine Sitcom kann all diese Dinge einfach setzen, ohne Rücksicht auf einen großen Staffelbogen. In der ersten Phase des Streamingbooms wurde oft “Game of Thrones” genannt als das beste Beispiel für das große, epische Erzählen, dass Serien möglich machen. Ich denke bis heute: Die größte Geschichte, die je im Fernsehen erzählt wurde, ist “Seinfeld”.
Ich habe “Jugend” als Showrunner und Autor betreut und die Sendung gemeinsam umgesetzt mit den Regisseur*innen Simon Ostermann und Hannah Dörr, die beide maßgeblichen Einfluss auf das Ergebnis hatten. Ich habe auch selbst bei zwei Folgen Regie geführt. “Jugend” ist außerdem die erste Produktion, an der Alexander Keil und ich mit unserer SKP GmbH als Produzenten beteiligt waren.